Geschäfte, Berichte und Geschichte

Heinz-Jürgen Schönberger

Heinz-Jürgen Schönberger

Neben umfangreichen Beständen an Werkzeugen, Geräten und Einrichtungen, die in der Ausstellung und im Magazin bereits zu besichtigen sind, besitzt das Museum auch einen erheblichen Fundus an Dokumenten, Büchern und Bildern zum Themenkreis Versorgungswirtschaft allgemein und zum Wissensgebiet Verteilungsnetze speziell.

Mehrere ehrenamtliche Mitarbeiter des Museums sind seit einiger Zeit dabei, die einzelnen Exponate zu sichten, zu verstehen, was sie aussagen um sie anschließend mit Hilfe einer speziellen Museumssoftware digital zu erfassen; damit sind später themen- und/ oder zeitbezogene Abfragen möglich. Nutzer dieser Informationsquelle kann das Museum selbst sein, es ist aber auch denkbar, Dritten qualifizierte Fachauskünfte anzubieten.

Ein kleines geschlossenes Gebiet sind beispielsweise die Berichte, die die swbAG und ihre Vorgängerunternehmen über einzelne Wirtschaftsjahre erstellt haben.

Es liegen Berichte seit 1897 bis heute vor.

Herausgeber waren im Zeitablauf die Versorgungsträger:

Deputation für die Erleuchtungs- und Wasserwerke der Stadt Bremen

Städtische Werke Bremen

Bei beiden Einrichtungen handelte es sich um Sondervermögen der Stadt Bremen. Sie konnten wirtschaftlich selbständig handeln, ihr Vermögen, ihre Schulden, ihre Aufwendungen und Erträge waren Bestandteil des bremischen Haushalts; die Mitarbeiter standen im Dienstverhältnis mit der Stadt.

Stadtwerke Bremen AG

swbAG

Beide Unternehmen handelten wirtschaftlich und juristisch selbständig. Im bremischen Haushalt schlugen sich nur die Dividenden nieder. Solange die Aktien sich im mehrheitlichen Besitz der Stadt Bremen befanden, galt die Eigenbetriebsverordnung der Stadt Bremen, was besonders für die abzuführende Konzessionsabgabe von Bedeutung war.

Die Berichte erstellten die „Unternehmen“ teilweise im Rahmen gesetzlicher Vorschriften, zum anderen Teil aber auch auf freiwilliger Basis, um Aufgabenstellung und Mitteleinsatz Dritten gegenüber transparent zu machen. Im Zuge der fortschreitenden Wirksamkeit publizitätsrechtlicher Vorschriften hat sich der Begriff „Geschäftsbericht“ gefestigt. Er soll hier weiterhin benutzt werden; auch wenn er nicht immer zutrifft.

Adressaten der Berichterstattung waren früher bis heute Interessierte und Betroffene; nach neuer deutscher Sprachregelung „Shareholder und Stakeholder“. Im Laufe der Zeit ist die Auflage der Berichte stark gestiegen, die Verteilung erfolgte zeitweise recht großzügig. Aus Krisenzeiten wie Krieg und Depression besitzt das Museum aber auch Berichte mit der Aufschrift: „GEHEIM“ oder „STRENG GEHEIM“.

Die Erscheinungsform ist im Zeitablauf stets aufwändiger geworden; die Herausgeber haben die Werbewirksamkeit der Geschäftsberichte erkannt. Sie sind den Maßstäben ihrer Branche gefolgt und veröffentlichen ihre Geschäftsergebnisse heutzutage in Hochglanzbroschüren mit durchaus künstlerischen Ansprüchen. Das steht in krassem Gegensatz zur Berichterstattung der frühen Jahre, die teilweise handschriftlich und manchmal sogar in Sütterlinschrift erfolgte.

Die dem Museum überlassenen Geschäftsberichte stammen aus sehr unterschiedlichen Quellen. Demzufolge befinden sie sich ebenfalls in sehr unterschiedlichem Erhaltungszustand. Manche, auch ältere Exemplare, sehen aus, als habe der Empfänger sie nie geöffnet, während andere deutliche Bearbeitungsspuren aufweisen. In wirtschaftlich schwächeren Zeiten war die Papierqualität oft sehr gering, so dass allein der Zeitablauf negative Einflüsse auf den Erhaltungszustand hat.

Inhaltlich folgen die Geschäftsberichte grundsätzlich einheitlichen gesetzlich vorgegebenen Strukturen. Die Berichtebene ist sehr unterschiedlich; in manchen Jahren werden nur hochverdichtete Informationen in sehr genereller Form bereitgestellt, während man zu anderen Zeiten sehr detailliert auf Bilanz, Erfolgsrechnung, Kundengruppen und technische Gegebenheiten eingeht.

Ein Geschäftsbericht für sich allein ist prinzipiell eine „Momentaufnahme“ des Berichtsjahres; wenn seine Verfasser ihn sorgsam aufgestellt haben und die geltenden Gesetze beachtet wurden, zeigt er Vergleichswerte des Vorjahres und soweit dies möglich ist, Ausblicke auf zukünftige Entwicklungen.

Die Sammlung der Berichte bietet gegenüber der Momentaufnahme einzelner Exemplare die Möglichkeit dynamische Betrachtungen anzustellen:

So kann man verfolgen, wie die Menge der abgesetzten Energien und des Trinkwassers abhängig von der Industrialisierung Bremens und Änderungen des Verbrauchsverhaltens unterschiedlicher Kundengruppen über die Jahre zu- oder abnimmt.

Wechsel der angebotenen Energieformen ( z.B. „Gleichstrom / Wechselstrom“, „Leuchtgas / Erdgas“ ) folgen technischen Entwicklungen und ökonomischen Not-wendigkeiten, bieten dem Versorgungsunternehmen und seinen Kunden aber auch neue Möglichkeiten, die in den Berichten aufgezeigt sind

Der Übergang von der Trinkwasser-Erzeugung aus Weserwasser auf Fremdbezug von Wasserverbänden ergibt sich aus Zwängen, die aus Oberflächenwasserverschmutzung und zunehmenden Wasseraufbereitungskosten resultieren, er ist nachvollziehbar dokumentiert.

Seit das Unternehmen in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft geführt wird, lassen Informationen zur Besetzung des Aufsichtsrates interessante Reflektionen über das politische und wirtschaftliche Geschehen in Bremen zu.

Die Berichte zur Wasserversorgung geben Auskunft über die Entwicklung hygienischer Standards und sozialer Errungenschaften in der Stadt, wie sich neben verstärktem gewerblichem Wasserverbrauch auch der Pro – Kopf- Verbrauch der Bevölkerung über die Jahre verändert.

Es stehen Informationen über interessante Sachverhalte in der Stadt zur Verfügung; die abnehmende Bereitstellung von öffentlichen Trinkwasserentnahmestellen für die ärmere Bevölkerung geht einher mit zunehmenden Wasserzählersetzungen und der Ausbau der öffentlichen Beleuchtung verbessert die Erhöhung der allgemeinen Sicherheit. Dies sind nur zwei Beispiele.

Dramatische Ereignisse mit welt- und europaweitem Horizont wie Kriege, Rohstoff-krisen, Katastrophen und soziale Umbrüche spiegeln sich in einigen Geschäfts-berichten des Unternehmens deutlich wieder. Für Vorgänge im Unternehmen sind die gesammelten Berichte eine verlässliche Quelle:

Es ist abzulesen, wie der Einsatz moderner Technologien auf den Finanzbedarf und den Personaleinsatz gewirkt hat.

Auch soziale Verbesserungen für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Unternehmens haben sich hier niedergeschlagen.

Wirtschaftliche Anspannungen auf der Kapitaleignerseite änderten die Eigentums-verhältnisse und damit die Orientierung des Unternehmens, das sich zunehmend mit überregionalen Einflüssen konfrontiert sieht.

Letztendlich wird sich die von der Bundesregierung eingeleitete Energiewende in den künftig hinzukommenden Geschäftsberichten massiv abbilden.

Die vorgestellten Sachverhalte sind nur einige von den vielen Möglichkeiten, die Sammlung der Geschäftsberichte des Museums zu nutzen. Es wäre zweckmäßig, wenn bei Berichten über die Energie- und Wasserversorgung in Bremen auf diese sehr verlässliche Informations-quelle zurückgegriffen würde.

Von den vielen unterschiedlichen Menschen, die in den zurückliegenden mehr als hundert Jahren die einzelnen Geschäftsberichte als tagesaktuelle Aufgabe aufstellten, waren sich ihrer historischen Aufgabe sicherlich nur wenige bewusst, ihnen sei an dieser Stelle für ihre Arbeit gedankt.

Wohnen im Wasserwerk in alter Zeit

Heinz-Jürgen Schönberger

Heinz-Jürgen Schönberger

Von Zeit zu Zeit tauchen in der Tagespresse Gedanken zur Nutzung der „Umgedrehten Kommode“ auf, wie der alte Wasserspeicher auf dem Gelände des ehemaligen Wasserwerkes der Stadt Bremen im Volksmund heißt.

Nur dieses denkmalgeschützte Gebäude erinnert an die Zeit, in der dort am Weserufer der überwiegende Trinkwasserbedarf Bremens aus dem Wasser der Weser hergestellt und ins Netz eingespeist wurde.

Die Anlagen waren nach dem damaligen Stand der Technik modern, die Wasserqualität entsprach den Anforderungen der Gesundheitsbehörden und auf den Flächen rings um den Wasserturm herrschte emsige Betriebsamkeit.

Eins von mehreren Gebäuden auf dem Grundstück war das Haus No.66. In diesem Haus, das – nicht unüblich zur damaligen Zeit gleichzeitig Betriebs- und Wohngebäude war- lebte 1895 Ober-Ingenieur Eugen Götze mit seiner Familie. Von ihm liegt uns ein Schreiben vor, das sich mit den prekären Wohnverhältnissen in seiner Dienstwohnung befasst und das neben seiner Mängelaufzählung interessante Aspekte zum Leben in der Gründerzeit bietet.

Das Schreiben ist in der damals üblichen Form handschriftlich abgefasst. Der Empfänger war ursprünglich die Deputation für die Erleuchtungs – und Wasserwerke; der aus welchen Gründen auch immer geänderte Adressat Herr Direktor Salzenberg war als Leiter der Erleuchtungs-und Wasserwerke Bremens Vorgesetzter des Herrn Götze.

Brief

Transkription:

Bremen, den 16.April 1895

Privat

Herrn Direktor Salzenberg

An

Die Deputation für die Erleuchtungs-und

Wasserwerke.

Ende des Jahres 1893 wurde mir das Parterre des Hauses Werderstrasse No. 66 auf Grund eines Deputationsbeschlusses provisorisch als Dienstwohnung überwiesen.. Hierbei teilten mir die Herren Senator Gildemeister und Rechnungsführer Helmken mit, dass – unter Voraussetzung der Genehmigung seitens der Bürgerschaft – in Kürze auf dem Terrain des Wasserwerkes ein Haus als Dienstwohnung für den OberIngenieur des Werkes erbaut werden sollte. Für den Fall, dass die Genehmigung der Bürgerschaft ausbliebe, solle die jetzige Wohnung zu einer abgeschlossenen Dienstwohnung ausgebaut werden.

Der Neubau eines Wohnhauses ist anscheinend nicht beabsichtigt.

Da auch die mir überwiesenen Räume des Hauses Werderstrasse No.66 im Allgemeinen meinen Bedürfnissen genügen, ich besonders auch auf den dazu gehörigen Garten viel Mühe und viel Geld verwendet habe, welche für mich verloren sein würden, wenn ich eine andere Wohnung beziehen müsste, so bitte ich die Deputation ganz gehorsamst, gütig dafür Sorge tragen zu wollen, dass das Unterhaus Werderstrasse 66

erstens zu einer abgeschlossenen Wohnung eingerichtet,

zweitens anständig ausgestattet werde, so dass ich im Stande bin, die Wohnung gemäß § 12 meiner Dienstordnung und § 5 der Anweisung vom 25.Oktober 1875 in Betreff der Benutzung und baulichen Unterhaltung der Dienstwohnungen für die fernere Zeit aus eigenen Mitteln zu unterhalten. Nachdem ich die Mängel der Wohnung zwei Winter hindurch ausgehalten habe, bitte ich dringend, dass die notwendigen Änderungen und Ausbesserungen baldigst begonnen und nach und nach bis zum kommenden Herbst vollendet werden, damit ich die Wohnung ohne gar zu große Unbequemlichkeiten während der Arbeiten bewohnen kann.

Obgleich die Deputation bereits im Jahre 1893 durch die Hochbauinspektion die vorzunehmenden Änderungen hat aufstellen und veranschlagen lassen und die Notwendigkeit dieser Änderungen durch die provisorische Überweisung der Wohnung anerkannt hat, so stelle ich doch hiermit aufgrund meiner in zwei Wintern mit der Wohnung gemachten Erfahrungen die notwendigsten Änderungen nochmals zusammen, zumal ich in der Lage bin, eine gegen den damaligen Anschlag billigere Anordnung vorzuschlagen.

1.) Der Zugang zu den über meiner Wohnung liegenden Büroräumen liegt mitten in dem mir zugewiesenen Unterhaus, in der zweiten Hälfte des meine Wohnung teilenden Corridors. ( cfr. Beiliegende Zeichnung ) Sämtlicher Verkehr nach oben, der Beamten, wie der Strassen- und Deichaufseher, der Landleute, welche bei der Bauinspektion geschäftlich zu thun haben, führt über den Corridor, auf welchen 7 Thüren meiner Wohnung führen, mitten in das Innerste der Letzteren. Dass dies eine große Unbequemlichkeit für meine Frau und die übrigen weiblichen Angehörigen meines Haushaltes ist, braucht wohl keiner näheren Begründung. Ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe kommt für Dieselben während meiner Abwesenheit überhaupt nicht auf, jeden Augenblick ist zu befürchten, dass eine Wohn- oder Schlafzimmerthür – selbst wenn böser Wille ausgeschlossen erscheint – geöffnet wird, etwa von jemand der, mit den Verhältnissen nicht bekannt, die Büroräume sucht. Und die 7 Zimmerthüren den ganzen Tag verschlossen zu halten, verbietet sich natürlich aus Rücksicht auf die Führung des Haushaltes.

Aber nicht nur Unbequemlichkeit, sondern eine direkte Gefahr für meine Angehörigen und für mein Eigentum ist der Umstand, dass weder Hausthür noch Windfang von früh bis abends etwa 8 Uhr darf verschlossen werden. Denn der Verkehr nach oben ist absolut unkontrollierbar, der Dienstbote muss – selbst wenn er in der Lage wäre, eine unverschlossene Thür den ganzen Tag zu beobachten, was durch häusliche Geschäfte und durch Botenwege ausgeschlossen ist – also jeder Person den Zugang zu den oberen Räumen gestatten. Einem Einschleicher steht dann nach Schluss der Bureaus meine ganze Wohnung zur Verfügung.

Ja, es ist sogar vorgekommen, dass an einem dunklen Winternachmittag, wo das Haus wegen des Bureauverkehrs ebenfalls bis 8 Uhr, also 4 Stunden in die Dunkelheit hinein, unverschlossen bleiben muss, ein Vagabund ruhig an dem Dienstmädchen vorbei nach oben, dann in der Letzteren Abwesenheit wieder herunter gekommen, ohne weiteres in das Wohnzimmer eingetreten ist, so dass meine Frau sich einer solchen Belästigung nur mit Mühe entziehen konnte.

Das Unterhaus ist jetzt eben keine Wohnung, sondern eine Anzahl an einem Verkehrswege liegender Zimmer.

Die Deputation hatte im Herbst 1893 die Verlegung der Treppe an die Hausthür in meine jetzige Waschküche vorgesehen, so dass dann von der unverschlossenen Hausthür aus nur eine Zimmerthür meiner Wohnung dem allgemeinen Verkehr zugänglich, die übrigen Thüren durch den Windfang abgeschlossen gewesen wären.

Ich erlaube mir den Vorschlag, dass die Änderung nach beiliegender Zeichnung vorgenommen werde, so, dass in meinem Garten ein kleiner Anbau mit Treppe von halber Etagenhöhe, als Zugang zu den Büroräumen gebaut, der jetzige Zugang auf meinem Corridor dagegen durch eine kräftige Thür verschlossen wird. Die Kosten für diese Arbeiten würden sich auf 1.600 Mark belaufen.

2.) Die Feuchtigkeit der inneren Wände macht sich in den Räumen, welche ich im Winter nicht dauernd heizen kann, so geltend, dass große Flächen der Wände in den beiden Schlafzimmern zu gewissen Zeiten dicht mit Schimmelpilzen bedeckt sind.

Dauerndes Heizen der als Wohnräume benutzten Zimmer im Winter hat die auch dort vorhandene Feuchtigkeit wenigstens in ungefährliche Grenzen zurückgedrängt. Eine Beseitigung dieses Übelstandes liegt mindestens so sehr im Interesse des Hausbesitzers, alsdes Staates, als dem des Bewohners.

Vielleicht kommt die Feuchtigkeit zum Teil von oben, wo die Fußböden und Decken so durchlässig sind, dass sich bei jeder Reinigung nicht nur Feuchtigkeitsflecken an der Decke zeigen, sondern dass das Wasser an mehreren Stellen direkt in großen Tropfen in meine Wohnräume fällt. Aus diesem letzteren Grunde müsste ich bei Innebehaltung der Wohnung bitten, mich so lange, bis die Fußböden der oberen Büroräume undurchlässig gemacht sind, bezüglich der Decken von der Verpflichtung des § 5 der Anweisung über Dienstwohnungen vom 28.10.75, womit ich für die dauernde Unterhaltung zu sorgen habe, zu entbinden und dafür den § 4 sinngemäß Anwendung finden zu lassen.

3.) Da sich Undichtigkeiten an Fenstern und Thüren bei der den winterlichen Ost- und Westwinden besonders ausgesetzte Lage des Hauses so geltend machen, dass sich in den stark geheizten Wohnräumen oft eine höhere Temperatur als 11-12° R nicht erreichen lässt, bitte ich, wenigstens die Fenster und Thüren der Wohnräume durch dichtschliessende ersetzen und, falls dies bei den übrigen Fenstern nicht auch geschieht, diese wenigstens sorgfältig nachsehen zu lassen.

Bei Ostwinden ist in den Zimmern trotz aller Mühe, die ich auf die Dichtung der alten Fenster und Thüren verwendet habe, stets ein kalter Luftzug zu fühlen, der mir und meiner Frau bereits rheumatische Anfälle zugezogen hat. Mein Amt führt mich in Betriebsangelegenheiten bei jeder Kälte zu jeder Tages- und Nachtzeit längere Zeit in Nässe, Schnee und Eis hinaus, so dass ich das Verlangen habe, des Abends ein warmes Zimmer vorfinden zu können.

Ausserdem läuft das Wasser, solange die Doppelfenster nicht angebracht sind, bei jedem heftigen Regenguss in Strömen über die Fußböden, was mir die Unterhaltung der Letzteren sehr erschwert.

4.)Einmalige gründliche Instandsetzung sämtLicher Räume bezüglich der Maler- und Tapeziererarbeiten, sowie der Fußböden nach § 7 der genannten Anweisung über Dienstwohnungen, so dass ich im Stande bin, während der hoffentlich recht langen Zeit meines Dienstes im jetzigen Amte den Verpflichtungen des § 5 der Anweisung nachzukommen.

5.) Abgrenzung, Herstellung und Einrichtung eines Baderaumes. Obgleich – abgesehen von Dienstwohnungen anderer höherer Beamter – die Deputation durch entsprechende Einrichtungen in dem seinerzeit für einen Inspektor des Gaswerkes und sogar in der Dienst Wohnung des Inspektors des Elektrizitätswerkes sich im Prinzip für diese Frage entschieden hat, erlaube ich mir, als besonderen Grund, die im Winter rauhen Wetter so sehr ausgesetzte Lage des Hauses und der Werderstrasse anzuführen, welche im Winter weiblichen Haushaltsmitgliedern die Benutzung einer öffentlichen Badeanstalt aus Gesundheitsrücksichten zur Unmöglichkeit macht.

6.) Einrichtung eines als Schlafraum benutzbaren Zimmers auf dem Boden entsprechend dem dort schon vorhandenen Mädchenraum. Die Bauinspektion für Deich- und Wegebau würde den jetzt als Aktenraum benutzten Raum gegen Einrichtung eines anderen Verschlages voraussichtlich gern freigeben.

7.) An Stelle des jetzt vorhandenen Closets, welches sich in seiner Lage inmitten des Hauses durch mangelnde Geruchlosigkeit oft unangenehm bemerkbar macht, ein gutes Wassercloset

Die Deputation bitte ich nochmals ganz gehorsamst, in wohlwollender Erwägung der vorgenannten Mängel und unter besonderer guter Berücksichtigung der exponierten Lage des Wohnhauses und der winterlichen Verkehrsbeschwerden in gesellschaftlichen Beziehungen, die Wohnung in einen guten und behaglichen Zustand bringen zu lassen, besonders da ich später keine Aufwendungen mehr erwarten darf, der Mietwert also trotz Ansteigen der von mir zu zahlenden Mietentschädigung abnehmen wird.

Ganz besonders dankbar werde ich sein, wenn die Arbeiten vor Eintritt des nächsten Winters vollendet sein können.

Ganz gehorsamst

Eugen Götze

Ober – Ingenieur des Wasserwerkes

Ende der Transkription

Es ist nicht bekannt, welchen Wünschen des Herrn Götze entsprochen wurde, geschadet hat ihm der Brief nicht. Irgendwann in den darauf folgenden Jahren wurde er zum Direktor der Wasserversorgung in Bremen ernannt; in seine Amtszeit fielen wichtige technische Verbesserungen der Rohwasserförderung, die weitere Sicherstellung der Trinkwasserqualität und eine fruchtbare Zusammenarbeit mit den Bremer Gesundheitsbehörden ( Die Wasserversorgung der Freien Hansestadt Bremen, Alfred Ohl, Hauschild Verlag Bremen, 1973 )

Das Haus No.66 in der Werderstrasse musste moderner Wohnbebauung den Platz räumen und auch Herr Götze weilt nicht mehr unter uns. Wer die in guter Sprache und ebensolcher Schrift formulierten Sorgen des jungen Ingenieurs gelesen und mitgefühlt hat, konnte auch ein wenig Einblick in die Lebensbedingungen der damaligen Zeit gewinnen.

Man kann nur wünschen, dass der Herr Direktor Götze, später konfrontiert mit ähnlichen Bitten seiner Mitarbeiter – sie hießen seinerzeit Untergebene – sich noch auf die Mühsal mit seiner alten Wohnung zurückbesinnen konnte und darum ein verständnisvolles Ohr besaß.

 

Die ‚Adern der Stadt‘ auf Kurs 2017

Logo des Vereins

Als der Verein im Netzmuseum vor fünf Jahren den Aufbau des Museumsbetriebs übernahm, gab es praktisch eine ‚grüne Wiese‘, was die Konzeption für die Museumsarbeit betrifft. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung am 22.Februar 2017, im Museum am Hastedter Osterdeich 239, wurde deutlich, wie viel die fast ausschließlich von Ruheständlern getragene Vereinsarbeit mittlerweile erreicht und vorzuzeigen hat. 62 Mitglieder zählte die Gemeinschaft zum Jahreswechsel. Regelmäßig sind etwa 20 von ihnen in den Museumsräumlichkeiten bei der Arbeit anzutreffen. Mittlerweile ist die Archivierung, im Sinne einer Erfassung und Katalogisierung weiter fortgeschritten.

Schwerpunkt ist jetzt die Aufarbeitung der Inhalte und die Nutzung derselben für den laufenden Betrieb des Museums. Vernetzung ist auch für die Förderung der Museumsarbeit extrem wichtig, dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit den anderen kleinen Museen in Bremen und mit dem Stadtteil Hemelingen, betonte Rolf Hannet (Vorsitzender) in seinem Ausblick auf das begonnene Jahr.

Das vergangene Jahr hat der Verein organisatorisch und finanziell gut über die Runden gebracht, wie die Schatzmeisterin Rita Schwab und die beiden Kassenprüfer belegen konnten. Dass die Außengestaltung des Museums hinter der eigentlichen Zeitplanung her hinkt ist zwar bedauerlich, hängt aber überwiegend mit der fehlenden Umsetzbarkeit einiger Gestaltungsentwürfe zusammen. Daran wird in diesem Jahr gearbeitet. Für 2017 stehen auch wieder einige Aktivitäten an, die für alle Vereinsmitglieder geplant sind: Kohlfahrt (März 2017), Sommer-Grillfest (Juli 2017) und Jubiläumskaffee (November 2017) sind gesetzt. Außerdem beteiligt sich der Verein am 25. März auch an der Aktion ‚Bremen räumt auf‘.

Neu ist das Museumskonzept, das Hans Trageser auf Basis eines Leitfadens des Deutschen Museumsbundes für die ‚Adern der Stadt‘ erarbeitet hat. Dies stellte er im Rahmen der Jahreshauptversammlung vor und rief zur weiteren Mitarbeit daran auf. Mit diesem formalen Rahmen verfügt der Verein jetzt über die folgenden Grundlagen:

1. Museumskonzept: Hier wird das Leitbild des Museums, seine institutionelle und finanzielle Basis (die Satzung des Vereins) und die Aufgabenverteilung auf das mitarbeitende Personal beschrieben.

2. Sammlungskonzept: Das Sammlungskonzept gibt einen Überblick, zu welchen Themen das Museum Objekte sammelt.

3. Dokumentationsrichtlinie: Dies soll ein konkretes Handwerkszeug für die ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums sein, um die Kernaufgabe der Dokumentation der Sammlungen des Museums erledigen zu können.

4. Vermittlungskonzept: Ob ein Museum funktioniert oder nicht, lässt sich an den Besucherzahlen ablesen. Ob Besucher kommen und wieder kommen, hängt maßgeblich mit der Qualität der Exponate, aber ganz wesentlich auch von der begleitenden Vermittlung der Inhalte zu den Exponaten ab. Wann Führungen angebracht sind, bei denen viel Hintergrundwissen transportiert werden kann und wann Filme zum Einsatz kommen, um Chronologien und Zusammenhänge zu erläutern, ist ebenso zu entscheiden, wie der Einsatz von interaktiven Elementen. Dieser Teil der Konzeption muss ständig überprüft und den Besucheransprüchen angepasst werden.

„Wir freuen uns auch weiterhin auf jeden Kollegen, der diese Arbeit unterstützen mag, vor allem auf die, die in den Ruhestand gegangen sind, und mit ihrer Erfahrung zum Gelingen des Museumsbetriebs beitragen können“. sagte Rolf Hannet abschließend. So sollen zukünftig alle Ruheständler, einige Monate nach ihrem Ausscheiden, Informationen über die Möglichkeit der Mitarbeit im Museum über das Personalwesen der swb zugeschickt bekommen. Die ständige Ergänzung des Teams ist wichtig, da aus naheliegenden Gründen (fortschreitendes Alter) auch Abgänge zu erwarten sind. Besonders wichtig aber ist, das durch neue Mitarbeiter auch neue Erfahrungen und Kompetenz die Museumsarbeit bereichern. Also, Interessenten bitte melden!

Aus der Geschichte der Bremer Stadtwerke – (1) Die Anfänge der Straßenbeleuchtung

Rolf Hannet

Rolf Hannet

Im März 1955 erschien die erste Ausgabe einer neuen Stadtwerke Betriebszeitschrift, die „Bremer Stadtwerke Rundschau“.

Im Geleitwort zur ersten Ausgabe des Magazins beschreibt der damalige Vorstand der Stadtwerke Herr Haider das Ziel der neuen Zeitschrift mit:

„Was wir mit unserer Zeitschrift wollen, das ist, eine Verbindung zwischen allen bei den Stadtwerken Beschäftigten herzustellen. Unsere einzelnen Betriebe sind praktisch über das gesamte bremische Stadtgebiet verteilt…..und wie wenig weiß der eine von des anderen Arbeit. Hier soll unsere Betriebszeitschrift nun das bisher fehlende Bindeglied sein….“

Und tatsächlich, mit Berichten und Bildern aus dem Alltag der verschiedenen Bereiche, aber auch mit Beiträgen aus Bremen und „umzu“ ist dieses in den Jahren von 1955 bis Mitte der sechziger Jahre hervorragend gelungen. Leider wurde das Magazin Ende 1967 endgültig eingestellt.

Aus heutiger Sicht repräsentiert die Zeitschrift Stadtwerke-Geschichte pur und ist ein Fundus an Beiträgen über die Entwicklung der Stadtwerke Bremen und die Arbeitswelt der „Werksangehörigen“ der fünfziger und sechziger Jahre.

Im Rahmen unserer Museumsarbeit wollen wir mit der Wiederveröffentlichung von Artikeln aus der Zeitschrift die Entwicklung und die damalige Arbeitswelt wieder aufleben lassen.

Beginnen werden wir mit der Artikelserie „Aus der Geschichte der Bremer Stadtwerke“, die einen Überblick von den Anfängen des ersten „Erleuchtungswerkes“ bis zur Energieversorgung Mitte der fünfziger Jahre gibt.

PS Eventuelle Fremdrechte an Artikeln oder Bildern waren nach ca. sechzig Jahren nicht mehr feststellbar. Sollte jemand Rechte haben und mit einer Wiederveröffentlichung in diesem Rahmen nicht einverstanden sein, so kann er sich jederzeit mit uns per E-Mail „info@adern-der-stadt.de“ in Verbindung setzen.

BSR März 1955_1

BSR März 1955_2

BSR März 1955_3

Bürokratie im Kriegsjahr 1941

Heinz-Jürgen Schönberger

Heinz-Jürgen Schönberger

Im Jahre 1941, nach zwei Jahren Krieg in Westeuropa und im Mittelmeerraum, zeichnete sich durch den Kriegseintritt der Sowjetunion und der USA ab, zu welchem Ausmaß sich der 2.Weltkrieg entfalten würde.

Viele europäische Großstädte erfasste der Krieg in Form von Luftangriffen. Schwerpunkte dieser Angriffe waren kriegswichtige Industrieanlagen, aber auch Wohngebiete erlitten massive, verlustreiche Angriffe.

Allein für Bremen verzeichneten die Luftschutzbehörden in 1941 rd. 46 Fliegerangriffe mit vielen Toten, Verletzten und erheblichen Sachschäden, von denen auch die Versorgungs-anlagen der Stadt betroffen waren.

Dem Geschäftsbericht für das Jahr 1941 stellen die Stadtwerke ein Gedenken an acht gefallene Mitarbeiter aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen voran.

Der Personalbericht weist aus, dass für die Angehörigen zum Kriegsdienst eingezogener Mitarbeiter Unterhaltszahlungen erfolgten.

Obwohl angesichts der erheblichen Bombenangriffe auch Betriebsanlagen und speziell die Verteilungsnetze im gesamten Stadtgebiet betroffen sein mussten, wird im Geschäftsbericht hierauf nicht explizit eingegangen; sicherlich erforderte die Kriegssituation, dass die Wirkungen alliierter Angriffe in öffentlichen Verlautbarungen nicht besonders hervorgehoben werden durften.

Der Bericht weist auf die angespannte Arbeitslage bei der Gaserzeugung hin. Dabei ist nach heutigen Maßstäben bemerkenswert, dass die Lieferungen an bremische Privat-Haushalte mit einer Gesamtmenge von 41 Mio m³ Stadtgas fast 60% der gesamten Gasabgabe ausmachten. Das Auftreten der Lastspitzen im Sommer lässt den Schluss zu, dass die Kunden das Gas weniger für Heizzwecke sondern überwiegend für Kochzwecke einsetzten. Dazu ein Originalzitat aus dem Geschäftsbericht 1941:

„Es entstand insbesondere in den Sommermonaten durch das Einkochen von Gemüse eine Verbrauchsspitze, die nur unter voller Ausnutzung des Wassergasgenerators bei gleichzeitiger Druckherabsetzung bewältigt werden konnte.“

Für den Betrachter, der den Krieg nur aus Erzählungen, Büchern, Bildern und Filmen kennt, sind Kriegszeiten der totale Ausnahmezustand, in dem die Menschen sich überwiegend um die eigene und die Gesundheit ihrer Angehörigen sorgen, und sich mit den Folgen der Fliegerangriffe beschäftigen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass auch sehr profane Dinge ihren Alltag bestimmten:

Im August 1941 entstand aus den vormaligen „Städtischen Werken“ die Stadtwerke Bremen AG mit einem Aktienkapital von 52 Millionen Reichsmark im Eigentum der Stadtgemeinde Bremen.

Ziel der Maßnahme war, die Ausgliederung von Betriebsteilen in die Landeselektrizitätsversorgung Oldenburg zu verhindern; das war die Absicht des zuständigen Reichsstatthalters. Die Umsetzung dieser Umgründung erforderte einige Sitzungen und beschäftigte viele Verwaltungskräfte, Amtsrichter und Notare in Büros und Amtsstuben. Und draußen war Krieg.

So vertraut uns derartige Vorgänge heute in Friedenszeiten in fast allen Wirtschaftsbereichen geworden sind, so fremd muten sie an, wenn gleichzeitig Fliegeralarm droht.

Dass auch im Kriegsverlauf die normale kaufmännische und technische Abwicklung des Unternehmens sichergestellt war, beweist die Existenz des zitierten Geschäftsberichts; gleichwohl trägt die nachstehende Rechnung, die der Gasmann vielleicht in Schutt und Staub einer bombardierten Umgebung abgelesen, errechnet und geschrieben hat, irgendwie etwas sehr „Unwirkliches“ in sich:

Rechnung 1941

Den Notzeiten gehorchend, sind noch die Formulare der „Städtischen Werke“ aufgebraucht worden.

 

 

„Die Unsichtbaren Worte“ – das etwas andere Projekt

Kathrin Krüger

Es ist 16 Uhr, die Feierabendzeit beginnt. Wir befinden uns in der Straße Am Wall, nur wenige Meter von der Bremer Innenstadt entfernt. Hier ist eigentlich immer etwas los. Doch nur wenige, die hier vorbei gehen oder fahren, denken darüber nach, was unter ihnen verborgen liegt. Ein Netzwerk aus Energie- und Wasserleitungen erstreckt sich unter Bremen und Bremerhaven, kaum wahrgenommen oder wertgeschätzt und doch von großem Nutzen. Es sorgt für unsere Grundversorgung mit Wasser, Strom, Wärme und Gas und wird von der Bevölkerung meistens nur negativ wahrgenommen, nämlich dann, wenn es mal zu Störungen kommt. Doch genau an der Stelle, an der wir stehen, ist noch mehr als einfach nur ein Netz. Etwas, das die Wahrnehmung des Netzes in der Bevölkerung fördern und seinen Nutzen bei den Menschen in Bremen und Bremerhaven wieder ins Bewusstsein rufen soll. Nicht einmal zwei Meter unter uns, auf den Rohren und Kabeln des Netzes, befinden sich Worte.

Bei diesen „unsichtbaren Worten“ handelt es sich um ein Kunstprojekt der swb zusammen mit dem koreanischen Künstler Kyungwoo Chun. Der Künstler gab hierbei nur den Handlungsrahmen seines neuen Kunstwerks vor. Die Teilnehmer konnten in diesem eigenständig agieren und durch ihre Ideen das Projekt individuell gestalten. Bei den Teilnehmern handelte es sich um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der swb AG und ihrer Tochtergesellschaften. Sie sollten Worte finden, die ihnen und anderen Menschen Kraft und Wärme verleihen und die sie ermutigen, auch wenn sie nicht sichtbar unter der Erde liegen. So soll neben dem materiellen Netz auch eine geistige Verbindung zwischen den Menschen entstehen. Eine Art Netz aus Gedanken. 2011 wurde das Projekt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgestellt. Die Sprüche und Worte wurden gesammelt und zusammen mit dem Namen der Person, die diesen Spruch eingereicht hatte, zunächst auf die Rohre und Kabel geklebt. Von September 2011 bis Oktober 2014 wurden diese dann in ganz Bremen und Bremerhaven verlegt.

Das Versorgungsnetz wird nun auch hin und wieder außerhalb des Arbeitsumfeldes wahrgenommen werden, da es neben der täglichen Versorgung eine weitere Bedeutung für die Teilnehmer bekommen hat. Sie kennen die Orte, an denen ihre Sprüche und Worte liegen, besuchen diese vielleicht, teilen dieses Wissen eventuell mit Freunden und Familie. Sie behalten auch die Worte selbst in ihrer Erinnerung, lassen sich von ihnen beeinflussen und stärken. Die Entwicklung der gemeinschaftlichen Aktion wurde auf einer Google-Maps Karte auf der Homepage www.dieunsichtbarenworte.de dokumentiert. Hier werden die unterschiedlichen Orte angezeigt, an denen die Worte der Teilnehmer unter der Erde liegen. Beim Abschluss des Projekts weist das Kunstwerk 50 verschiedene Orte mit insgesamt 100 Sprüchen auf. Dazu gehören auch diese beiden: „Jeder Tag ist ein neues Leben“ und „Wenn eine Tür zu geht, geht die nächste Tür auf“. Irgendwann werden diese Worte wieder sichtbar, ob in ein paar Jahren oder erst nach mehreren Jahrzehnten. Und dann wird vielleicht über sie nachgedacht werden, über ihren Ursprung und über ihre Bedeutung. Bis dahin verbleiben die Sprüche und Worte im Gedächtnis der Teilnehmer und bilden zusammen das Kunstwerk der „unsichtbaren Worte“ in Bremen und Bremerhaven.

Wasserzähler – Wassermesser – Wasseruhr

Heinz-Jürgen Schönberger

Heinz-Jürgen Schönberger

 

Wie das Wasser aus dem Hahn – (in Bremen heißt das mitunter auch „Kran“) – kommt, wissen alle; wenn man sehen will wie es in das Haus kommt, geht man in den Keller oder man besucht die Ausstellung des Museums „Die Adern der Stadt“.


So sieht ein moderner Wasseranschluss aus:

 Wasser hausanschluß

      1                2                 3                    2

1. Der Druckregler schützt das Hausnetz vor dem notwendigerweise höheren Transportdruck des öffentlichen Versorgungsnetzes; hier wird der Druck eingestellt, den die am höchsten gelegene Entnahmestelle des Hauses erfordert.

2. Die Absperrventile ermöglichen die Trennung der Hausinstallation vom Stadtnetz und lassen den Ausbau des Wasserzählers z.B. zu Eichzwecken zu, ohne die Hausinstallation entleeren zu müssen.

3. Der Wasserzähler ist heutzutage mit einer auswechselbaren Messkapsel versehen. Die gesetzlich vorgeschriebene Eichung erfolgt in einer Prüfeinrichtung zusammen mit dem Gehäuse. Mundartlich heißt das verplombte Gerät schon mal „Wassermesser oder Wasseruhr“; die offizielle Bezeichnung heute ist „Zähler„.

Messkapsel : Messkapsel1

In der Vergangenheit waren Wasserzähler feinmechanische Geräte, die in ihrem Inneren an Uhrwerke  erinnerten und entsprechend teuer und anfällig waren:

Historischer Zähler: Wasser Zähler 1

Eine obligatorische Messung des Wasserverbrauchs aller bremischen Haushalte gibt es seit ungefähr 100 Jahren.Das es davor auch anders ging, zeigt ein Schriftwechsel, der im Archiv der Adern der Stadt gefunden wurde:

Im Jahre 1893 bat der Leiter der Stadt-und Wasserkunst Hamburg den Direktor der Bremer Erleuchtungs- und Wasserwerke um einen Sachstandsbericht zur Wasser-messung in Bremen und erhielt eine Antwort, die aufschlussreiche Aspekte über soziale Verhältnisse in Bremen und über Kostenbewusstsein im Versorgungsunternehmen bietet. Leider ist nur das Konzept des damaligen Schreibens erhalten; es wird auszugsweise beigefügt:

Briefentwurf 2

Transkription:

Geehrter Herr Iben.

Eine allgemeine Verwendung von Waßermeßern würde hier weder waßerspahrend noch wirtschaftlich zu rechtfertigen sein, weil bei den Bremer Wohnverhältnissen (überwiegend Einzelzähler für je 1 Familie) den kleinen Abnehmern das Meßen ebenso viel oder noch mehr kosten würde als das gemessene Waßer selbst. Zudem ist die allerärmste Klaße fast durchweg auf die Freibrunnen angewiesen, die in Mindestentfernungen von 200 Metern über das ganze Wassernetz weit verteilt sind. Dadurch wird der Verbrauch* erheblich eingeschränkt, und betrug die Abgabe im letzten Jahre auf den Kopf der Bevölkerung im Durchschnitt 84, im Höchstbetrag ( im Mai 92 ) 142 Liter, so daß keine Veranlaßung zu ausgedehnter Einführung von Waßermeßern vorliegt.    * (gemeint ist der abrechnungsfähige Verbrauch)

Die damaligen Bremer Erleuchtungs- und Wasserwerke waren ein städtischer Eigenbetrieb. Die Berechnung der Freibrunnenentnahmen und der Verbrauch anderer öffentlicher Einrichtungen wie z.B. Bedürfnisanstalten, Pferdebrunnen etc. an die Stadt wären nach den damaligen sehr pragmatischen Vorstellungen nur eine Buchung im Kreise gewesen; sie wurde zwar statistisch erfasst und in den Jahresberichten des Betriebes dokumentiert, eine Abrechnung erfolgte aber nicht.

Für einzelne Großabnehmer waren Zähler installiert. Die Versorgung der Privathaushalte erfolgte über den Grundstücksanschluss, für den eine pauschale Vergütung zu entrichten war. Nach heutigem Jargon würde das damalige (1893) Verfahren als „Wasser – Flatrate“ bezeichnet.

Mitgliederversammlung 2015

Rita Schwab

Rita Schwab

Die Mitgliederversammlung fand am 25.02.215 statt.

Der Mitgliederstand betrug am 31.12.14         57 Mitglieder.

Besucherzahlen 2014:

Einzelne und Gruppen 510 Personen
Gruppen swb 561 Personen
Seminare/Veranstaltungen 70 Personen

Der prominenteste Besucher war 2014 Christian Weber Präsident der Bremischen Bürgerschaft.

 

Ein fast endloses Thema wird dieses Jahr zum Abschluss gebracht:Die Trafosäule als Blickfang an der Straße. Rolf Hannet berichtete von der Suche nach dem richtigen Ansprechpartner und von den bürokratischen Hürden.

Hurra! Im Mai wurde sie aufgestellt und bekommt demnächst ihre bunte Beklebung.

Nach dem Kassenbericht gaben die Revisoren die Empfehlung die Schatzmeisterin zu entlasten.

Der gesamte Vorstand wurde entlastet und auch der Haushaltsplan 2015 fand die Zustimmung der erschienen Mitglieder.

 

Die Vorhaben im Jahr 2015:

  • Die Arbeiten mit den Exponaten im Keller fortführen und das Archiv im Erdgeschoß weiter zu sichten und zu katalogisieren.
  • Ein Konzept für Führungen von Schulklassen entwickeln.
  • Den Internetauftritt regelmäßig zu aktualisieren mit verschiedenen Themenschwerpunkten.
  • Das Museum bekommt einen Fahrstuhl, so dass es auch für Menschen mit Behinderung zugängig wird.
  • Die Gestaltung der Außenanlage weiter vorantreiben.
  • Veranstaltungen planen um die Mitglieder zu informieren, ehemalige Kollegen zu treffen und um mal wieder gemütlich zusammen zu sein.

 

Mitglieder die Interesse an dem Protokoll haben, übersenden wir gerne ein Exemplar.

Fundort „Keller“

Rolf Hannet

Rolf Hannet

Wenn man die Webseite des Vereins „die Adern der Stadt“ besucht, erfährt man auf der Seite „Netzmuseum“ unter dem Punkt „Das Museum“ dass sich im Keller des Netzmuseums ein Archiv befindet, das zu einem späteren Zeitpunkt den Besuchern zugänglich gemacht werden soll, zur Zeit aber noch im Aufbau ist.

Auf einer Fläche von 220 m² lagern eine Vielzahl von Exponaten, die zum überwiegenden Teil noch nicht katalogisiert wurden, oder über die wenig bis gar nichts bekannt ist. Über sie soll hier im Blog von Zeit zu Zeit berichtet werden.

Eines dieser Exponate ist ein unterirdischer Gleichstrom-Verteiler, der in grauer Vorzeit im Bremer Gleichstromnetz eingesetzt wurde.Gleichstromverteiler Seitenansicht-600B

Bremens Versorgung mit elektrischer Energie begann im Oktober 1893, als in der ehemaligen Schlachthofstraße das erste Kraftwerk in Betrieb genommen wurde. Wie fast alle Kraftwerke in Deutschland zur damaligen Zeit, war es ein Gleichstromkraftwerk und wurde zunächst fast ausschließlich für den Betrieb von Glühlampen benutzt. Die erste Baustufe des Werkes war für die Versorgung von 8000 gleichzeitig brennender Glühlampen berechnet und eine zweite Baustufe sollte diese Kapazität auf 20.000 Lampen erhöhen. Das Gleichstromnetz wurde bis 1906 ständig erweitert und erlangte durch das Prinzip der sogenannten „Bremer Schaltung“ in Technikkreisen einige Berühmtheit.

Bei der „Bremer Schaltung“ konnte durch den Einsatz von Akkumulatoren in Unterstationen die Energie zwischengespeichert und das Netzgebiet erheblich größer gestaltet werden, als es ohne diese Speicherung möglich gewesen wäre.

Mit der Inbetriebnahme des ersten Drehstromkraftwerkes in Bremen Hastedt 1906, verlor der Gleichstrom an Bedeutung und das Gleichstromnetz wurde nicht mehr erweitert. Neue Stadtteile und Straßen wurden künftig nur noch an das Drehstromnetz angeschlossen. Der Betrieb des vorhandenen Gleichstromnetzes wurde aber weiter aufrecht erhalten und der Bedarf an Gleichstrom wurde mit dem Bau von Umformer-Stationen weiter gedeckt.

Das Gleichstrom-Kraftwerk in der Schlachthofstraße wurde zunehmend unwirtschaftlich und während des ersten Weltkrieges abgerissen, aber Teile des Gleichstromnetzes waren noch bis Anfang der fünfziger Jahre in Betrieb.

Gleichstromverteiler Abdeckplatte-600B

Zurück zu unserem Gleichstrom-Verteiler. Es ist leider nicht bekannt, wo und wann er in Bremen eingesetzt wurde. Ebenfalls unbekannt sind der Hersteller und das Herstellungsdatum.

 

Vier Kabel konnten im Verteiler  verbunden werden, wobei die Verbindung jeweils durch eine Art Sicherung erfolgte. Augenscheinlich war eine ständige Zugänglichkeit des Verteilers nicht geplant, denn alleine das Heben der zentnerschweren Abdeckplatte aus Granit, erforderte einigen Aufwand.

Gleichstromverteiler Draufsicht-600B

 

 

 

Vielleicht kann jemand helfen, Licht in das Dunkel zu bringen und wenigstens Fragen über den Hersteller und das Herstellungsdatum beantworten.

Über die Kommentarfunktion des Blogs können Sie uns Hinweise geben. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.

 

 

 

 

Industrieansiedlung in der Gründerzeit

Heinz-Jürgen Schönberger

Heinz-Jürgen Schönberger

Zur Erschließung von Schriftgut für museale Zwecke sind alte staubige Akten zu lesen, in ihrem Zusammenhang zu verstehen und zu kategorisieren, dabei finden sich häufig bemerkenswerte Vorgänge.

Industrieansiedlung in der Gründerzeit Am Beispiel Gaswerk Woltmershausen

Nachdem infolge verstärkter Nachfrage der Privathaushalte die Produktionsanlagen der 1848 errichteten alten Gasanstalt im Bereich des Hauptbahnhofs die erforderlichen Mengen nicht mehr bereitstellen konnten, sahen sich die Erleuchtungs- und Wasserwerke nach geeigneten neuen Standorten um. Sie wurden in Woltmershausen in unmittelbarer Nähe zum Hohentorshafen und der Eisenbahnlinie fündig. Für dies Grundstück stellten sie einen Antrag zur Genehmigung der Errichtung und zum Betrieb einer Gasanstalt auf der Mittelkämpe in Woltmershausen.

Sofort wurden Bedenken laut. Mit heute sehr aktuellen Argumenten wie Belästigung durch Rauch, Staub und Ausdünstungen und der Gefahr durch Explosionen wandten sich engagierte Bürger an die Behörde und versuchten den Bau dieser Gasanstalt zu verhindern.

Was in unserer Zeit zu einer Flut von Gutachten und Gegengutachten und kaum endenden Diskussionen führt, hat seinerzeit die Behörde schnell und unbürokratisch gelöst:

Auszug aus der (Original) Genehmigung durch das Landherrenamt:

Auszug aus der Genehmigung durch das Landherrenamt

Transkription: „Die angestellten polizeilichen Ermittlungen haben ergeben, dass die Bewohner der genannten Häuser durch die alte Gasanstalt in keiner Weise belästigt worden sind. Es ist demnach nicht anzunehmen, dass die Beschwerdeführer späterhin durch den Betrieb der neuen Gasanstalt belästigt werden, jedenfalls wird die in § 16 der Gewerbeordnung vorgesehene erhebliche Belästigung nicht eintreten.“

Dem Antrag auf Errichtung und Betrieb der Anlage wurde 1899 stattgegeben.

Es ist nicht Ziel des Verfassers, die heutige Einbeziehung der Bevölkerung in staatliche Planungsvorhaben zu kritisieren, aber die Rückschau gibt der oben genannten Entscheidung Recht: große Beeinträchtigungen durch die Ansiedlung ergaben sich nicht und das Gaswerk ist auch nicht explodiert.

Und so kam es, dass der weiße Löschdampf des Ofenhauses und der rot-weiss karierte Gasometer viele Jahre zum vertrauten Heimatbild der Anwohner gehörten und mancher Pusdorfer im neuen Gaswerk Arbeit und Brot fand.